Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, hat auf ihrer Homepage am 08.05.2020 einen Artikel „Meinung: Wir müssen gemeinsam die Corona-Verschwörungsmythen bekämpfen“ veröffentlicht. Dieser Artikel hat unsere Unterstützerin Silke S. zu diesem offenen Brief veranlasst:
Offener Brief an Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen
Sehr geehrte Frau Schulze,
ich muss zugeben, auch ich konnte mir ein Kopfschütteln nicht verkneifen, als ich Ihren Eintrag „Wir müssen gemeinsam die Corona-Verschwörungsmythen bekämpfen“ vom 08.05.2020 auf Ihrer Homepage las.
Gerade von einer Politikerin hätte ich mir etwas mehr Differenzierung und Sachlichkeit in Ihrer Kritik gewünscht.
Grundlegend für das Funktionieren einer Demokratie ist der Diskurs und dafür ist es erforderlich, andere Meinungen anzuhören, zuzulassen und abzuwägen. Leider ist festzustellen, dass gerade in der Corona-Krise eine andere Sichtweise auf die Sachlage, wie sie von einer Vielzahl von Experten geäußert wird, nicht zur Abwägung kommt. Ich möchte an dieser Stelle nur exemplarisch auf die offenen Briefe und Stellungnahmen von Fachleuten wie Herrn Professor Dr. Klaus Püschel, Herrn Professor Dr. Henrik Ullum, Herrn Professor Dr. Michel Levitt, Frau Professor Dr. Karin Mölling, Herrn Prof. Dr. Gerd Bosbach, Herrn Professor Dr. Bhakdi und zahlreiche andere hinweisen, deren Expertise leider nicht sachlich diskutiert wurde.
Dass die momentane Lage in unserem Land auch von Menschen mit unsachlichen Argumenten, rechts- oder linksextremen Ansichten oder sogar Gewaltbereitschaft benutzt wird – ich lehne Extremismus jeder Form ab – ist leider der Fall, darf aber in keinster Weise dazu führen, alle Menschen, die sich jetzt trauen, auf die Straße zu gehen, ihre Meinung zu äußern und ihre Sicht der Dinge darzustellen, in einen Topf aus „Verschwörungstheoretiker, Coronaleugnern und Reichsbürgern“ zu werfen.
Wie kommen Sie zu Ihrer Einschätzung? Woher nehmen Sie sich das Recht, die Menschen, die die Einschätzung der Regierung zur aktuellen „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ nicht teilen, zu etikettieren und diffamieren?
Ich habe verschiedene Veranstaltungen in Augsburg (25.04.2020, Rathausplatz; 02.05.2020; Königsplatz; 10.05.2020 Rathausplatz) und Landsberg (10.05.2020, Georg-Hellmeir-Platz) besucht und bin dort auf friedlich gesinnte Menschen allen Alters gestoßen, welche sich vor allem durch eine Gemeinsamkeit ausgezeichnet haben: Sie haben Ihre Verantwortung als mündige Bürger übernommen, sich informiert und recherchiert. Sie haben aus der Verunsicherung, welche auch durch Angstmache von Seiten der Regierung und verwirrender Zahlenlage des RKI gefördert wurde, das Beste gemacht. Sie haben Zeit und Mühe investiert, sich ein selbst ein Bild zu machen. Ich bin beinahe ausnahmslos auf informierte, interessierte und verantwortungsbewusste Bürger gestoßen.
Die von Ihnen geschilderten parolendreschenden, wie auch immer gearteten Radikalen, Verschwörungstheoretiker und Hetzer sind, wenn überhaupt, nur eine Randerscheinung; Trittbrettfahrer wie wir sie leider auch schon vor Corona von Großereignissen wie Fussballspielen u.ä. kennen.
Außerdem möchte ich Ihnen ans Herz legen, sich einige der zahlreichen Reden anzuhören, die auf den Demonstrationen gehalten werden. Da haben sich Menschen sehr viel Arbeit gemacht, Zahlen zusammengetragen, Argumentationen abgewogen, Fakten recherchiert und das alles zu sehr guten, sachlichen Reden zusammengetragen, welche dem Publikum ein möglichst objektives und sachliches Fundament geben soll, damit sich jeder einzelne seine eigene Meinung bilden kann (Sie finden zum Beispiel einen Mitschnitt der Veranstaltung in Landsberg unter https://levana-verbund.de/2020/05/10/rueckblick-kundgebung-fuer-eine-rueckkehr-zum-grundgesetz-und-sofortige-beendigung-der-shutdown-massnahmen-und-der-maskenpflicht/).
Ich möchte Sie daher auffordern, sich selbst ein Bild zu machen. Besuchen Sie als Vertreterin des Volkes doch einmal eine Veranstaltung, suchen Sie den Diskurs.
Auch wenn Sie eine andere Meinung vertreten, werden Sie von uns „Verschwörern“ gerne gehört.
Ich möchte Sie hiermit herzlich einladen, am Samstag, den 16.05.2020, 15.00 Uhr, in Landsberg auf der Waitzinger Wiese zu kommen. Und wenn Sie zum sachlichen Diskurs etwas beitragen möchten, sind Sie auch sehr gerne auf die Bühne als Rednerin eingeladen. Beziehen Sie Stellung, lassen Sie uns teilhaben an Ihren Argumenten und kehren Sie zurück zu politischer Sachlichkeit und Diskussion, anstatt zu pauschalieren, diffamieren und zu verurteilen.
Mit freundlichen Grüßen
Silke S.
Wenn Sie dem Angebot nachkommen und eine Rede auf unserer Kundgebung halten möchten, melden Sie sich bitte per E-Mail unter kontak@levana-verbund.de, damit wir Ihre Rede einplanen können.
Wow! Das nenne ich Engagement! Danke liebe Silke!
Sie sprechen mir aus der Seele. LG Julian Danzer
Sehr schön und konstruktiv.
danke für diese guten sachlichen Brief. Ich habe etwas ähnliches als Leserbrief an die TAZ geschrieben, weil ich so enttäuscht bin über die Einseitigkeit der Meinung, die dort vertreten wird, die Regierungsmeinung.
Mit geschwisterlichem Gruß, Erika Leiste
Ich kann jedes Wort nur unterstreichen! Sehr sachlich und gut formuliert, liebe Silke …
Hallo liebe Frau S., Sie sprechen mir von der Seele, ich danke Ihnen von Herzen dafür! Sie haben großartig recherchiert und es wäre nicht besser in Schriftform zu bringen.
Es würde mich sehr interessieren, wie sie auf Ihren Brief reagiert hat.
Wir sind viel mehr als wir anfangs zu hoffen gewagt hatten. Ich für meine Person stehe voll hinter diesem gewaltfreien, Widerstand.
Herzliche Grüße
Cornelia Heinemann
Hallo Cornelia,
danke für deine Rückmeldung. Frau Schulze hat diesen offenen Brief auf ihrer Seite nicht freigeschalten (und andere kritische Meinungen sind wohl auch verschwunden) und wir haben auch keinerlei Rückmeldung erhalten.
Beste Grüße,
Stefan vom Levana-Team